Monte hilft Jugendlichen, ihr Talent zu entdecken

Tag der offenen Tür in Koblenz

Wo liegt das Talent von Jugendlichen? Dabei will das Projekt Monte helfen, um ihnen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Ein Tag der offenen Tür ließ hinter die Kulissen blicken.

Die Ukrainerin Alla Hryschko überreicht dem Teamleiter der Jugend-Berufsagentur Frank Rieke ein großes farbiges Gemälde, das sechs Jugendliche geschaffen hatte. Zu sehen sind Menschen, die von der Festung auf die Moselmündung blicken. Am Lützeler Ufer haben die jungen Künstler den Schrecken des ukrainischen Bombenkriegs eine idyllische Naturszene gegenübergestellt. Das Gemälde ist ein Teil des Projekts Monte: Das ist die Abkürzung für „Motivieren, Orientieren, Neue Talente Entdecken“.
Jobcenter-Chef Manfred Stein erklärt: „Jeder Mensch hat Talente. Die wollen wir hier erkennen und überlegen, wie wir sie später in einer Ausbildung verwerten können.“ Beim Tag der offenen Tür wurde gezeigt, worum genau es bei Monte geht, denn vielen Besuchern war dies nicht bewusst.


Monte ist ein vor fünf Jahren ins Leben gerufenes Gemeinschaftsprojekt des Jobcenters Koblenz, der Jugend-Berufsagentur Koblenz und des Bildungswerks der Rheinland-Rheinhessischen Wirtschaft gGmbH(BWRW). Das BWRW hatte 2019 nach einem Ausschreibungsverfahrenden Auftrag für das Projekt erhalten. Dessen
Prokurist Marian Künzel erläutert: „Seit Juli 2020 unterstützen wir junge Menschen dabei, ihren Alltag zu strukturieren, beruflich Fuß zu fassen und persönliche Herausforderungen zu meistern.“

Künzel betont, mehr als 12 Prozent der jungen Menschen unter 24 Jahren hätten keinen Schulabschluss, mehr als 13 Prozent unter 35 Jahren hätten keinen Berufsabschluss. Die Zahlen stiegen jährlich an. Mit dem Ziel, dem entgegenzuwirken, setze das Projekt Monte mit seiner individuellen Betreuung an. Künzel verwies auf die vom ersten Tag an hervorragend funktionierende Zusammenarbeit mit dem Jobcenter.


Dessen Geschäftsführer Manfred Stein erklärte gegenüber unserer Redaktion: „Wir investieren hier jährlich einen hohen sechsstelligen Betrag.“ Während der normale Betreuungsschlüssel im Jobcenter für Jugendliche bei 1:60, für Erwachsene bei 1:120 liege, würde bei Monte einSchlüssel von 1:7 erreicht. Hier gelte es, die Jugendlichen fi t für eineAusbildung zu machen. Stein bekräftigt auch: „Trotz aller Probleme beiden staatlichen Finanzen werden wir bei den jungen Menschen nichtsparen.“


Die konkrete Arbeitsweise bei Monte beschreibt die Projektkoordinatorin und Psychologin Carolin Mannheim: „Unsere Zielgruppe sind junge Menschen mit schwerwiegenden Vermittlungshemmnissen.“ Weil Jugendliche ohne Perspektive oft unter seelischen Belastungen leiden, sei eine Betreuung durch Psychologen und Sozialarbeitern wichtig. Zu Beginn finden individuelle Gespräche statt. Praxisorientierte Fachbereiche zu den Themen Holz, Metall, Hotel, Gastronomie, Friseur, Kosmetik, Lager,Handel und die Kreativ-Werkstatt bieten den Jugendlichen dann dieMöglichkeit, ihre Talente zu entdecken.
Wie Mannheim beim Tag der offenen Tür in der Emil-Schüller-Straße weiter ausführte, wurden seit 2020 rund 530 Jugendliche in Arbeit,Ausbildung oder weiterführende Qualifizierung vermittelt, eine Quote von45 Prozent. Der Schlüssel zum Erfolg seien der Beziehungsaufbau und die Begegnung auf Augenhöhe mit den Jugendlichen sowie die wertschätzende Zusammenarbeit mit dem Jobcenter.

Parwiz (23) aus Afghanistan hat einen festen Berufswunsch: Er will Krankenpfleger werden. Demnächst beginnt er ein Praktikum in einem Koblenzer Krankenhaus. Bei Monte schätzt er die Hilfe bei Problemen. Anastasia (25), die bereits eine Ausbildung als Fachservicekraft in einer sozialen Einrichtung
abgeschlossen hat, will sich beruflich umorientieren. Sie erhofft sich Unterstützung auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Der Berufswunsch von Joschka (26) steht noch nicht fest, auf jeden Fall was Handwerkliches. Aaliyahs (21) Vorstellungen gehen in Richtung Büromanagement. Sie glaubt, gut organisieren zu können. Bei Monte will sie ihre Belastbarkeit testen. Denise (23) hatte mit einer schwierigen Krankheit zu kämpfen. Monte half ihr, eine geeignete Klinik für eine Behandlung zu finden. Sie hat noch keinen konkreten Berufswunsch, konstruiert aber gerne mit Lego.

Quelle: Rhein-Zeitung vom 04.11.2025 / Autor Winfried Scholz